Reform der Fahrausbildung: Das könnte sich ab 2026 ändern

18.10.2024 • Eine umfassende Reform der Fahrausbildung in Deutschland steht bevor. Das Bundesministerium für Verkehr plant tiefgreifende Änderungen, die nicht nur die praktische Ausbildung betreffen, sondern auch die Theorieprüfung und die Rolle der Fahrlehrer grundlegend verändern könnten. In diesem Blogbeitrag geben wir einen Überblick über die geplanten Neuerungen und deren mögliche Auswirkungen.

Eine der spannendsten Neuerungen der geplanten Reform ist der Einsatz von professionellen Fahrsimulatoren. Diese sollen z.B. im Rahmen der Pkw-Ausbildung für die Führerscheinklasse B197 eine große Rolle spielen. Bislang müssen Fahrschüler, die diese Führerscheinklasse erwerben wollen, mindestens 10 Stunden auf Schaltfahrzeugen absolvieren, dürfen dann aber auf Automatikfahrzeugen ihre Prüfung ablegen. Nach den neuen Plänen des Ministeriums könnten diese Schaltstunden künftig vollständig auf Simulatoren absolviert werden.

Einsatz von Simulatoren

Diese Entwicklung wirft jedoch noch rechtliche Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf die kommende 4. EU-Führerscheinrichtlinie. Ob der vermehrte Einsatz von Simulatoren mit dieser Richtlinie im Einklang steht, muss nach deren Verabschiedung noch geprüft werden. Auch darüber hinaus wird überlegt, Simulatoren in weiteren Bereichen der Fahrausbildung einzusetzen, etwa um Grundfahraufgaben wie das Einparken zu üben.

Erleichterungen in der Ausbildung für Bus- und LKW-Fahrer

Ein weiterer Schwerpunkt der Reform liegt auf der Ausbildung für die Führerscheinklassen, die zum Führen von Bussen und Lkw berechtigen. Angesichts des akuten Mangels an Berufskraftfahrern sollen hier deutliche Erleichterungen eingeführt werden. Nicht nur der Umfang der theoretischen Ausbildung in der Fahrschule, sondern auch die Anzahl der benötigten Fahrstunden könnte für bestimmte Klassen erheblich reduziert werden, um den Zugang zum Beruf zu erleichtern. Dies würde die Ausbildungsdauer verkürzen und damit auch die Ausbildungskosten senken – ein wichtiger Schritt, um dem Fahrermangel entgegenzuwirken.

Die Theorieprüfung: Anpassungen zur Verbesserung der Erfolgsquoten

Ein besonders sensibler Punkt, der in den letzten Jahren immer wieder diskutiert wurde, ist die Theorieprüfung. Die Bestehensquoten haben sich signifikant verschlechtert, was das Ministerium nun zu einer umfassenden Überarbeitung des Fragenkatalogs bewegt. Der Umfang der Fragen soll reduziert, aber auch die Bewertungskriterien angepasst werden.

Darüber hinaus wird angestrebt, das selbständige Lernen stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Fahrschüler sollen bereits zu Hause wesentliche theoretische Grundlagen erwerben, die dann in den Unterrichtsstunden in der Fahrschule vertieft werden. Damit verändert sich die Rolle der Fahrlehrer grundlegend: Sie sollen künftig weniger als reine Wissensvermittler, sondern vielmehr als Lernbegleiter agieren. Ihre Aufgabe wird es sein, falsch erlerntes Wissen zu korrigieren, spezifische Verkehrssituationen zu erörtern und die Fahrschüler gezielt auf die Gefahrenwahrnehmung im Straßenverkehr vorzubereiten.

Mehr Flexibilität beim Theorieunterricht

Auch der Theorieunterricht selbst soll flexibler gestaltet werden. Eine wichtige Neuerung ist die Möglichkeit, thematisch eingegrenzte Teile des Theorieunterrichts online durchzuführen. Zwar bleibt der Präsenzunterricht in Fahrschulen weiterhin in zentralen Punkten Pflicht, doch können Fahrschulen künftig selbst entscheiden, ob sie Online-Unterricht wie auch Simulatoren optional anbieten möchten.

Eine weitere geplante Änderung betrifft die zeitliche Organisation des Theorieunterrichts. Die bisherige Regelung, nach der Fahrschüler maximal zwei Theorieeinheiten à 90 Minuten pro Tag besuchen können, soll wegfallen. Dadurch wird es möglich, Theorieeinheiten kompakter und schneller, zum Beispiel in Ferienintensivkursen, abzuschließen.

Zeitplan und Ausblick

Die neuen Regelungen befinden sich derzeit noch im Planungsstadium. Ziel des Ministeriums ist es, das Rechtssetzungsverfahren bis 2025 abzuschließen, so dass die Änderungen frühestens ab dem ersten Quartal 2026 in Kraft treten könnten. Diese Reformen haben das Potenzial, die Fahrausbildung in Deutschland grundlegend zu modernisieren und den Zugang zu Führerscheinen flexibler und praxisorientierter zu gestalten. Es bleibt spannend, wie sich diese Pläne entwickeln und welche Auswirkungen sie letztlich auf Fahrschüler und Fahrschulen haben werden.

Fazit

Mit diesen Neuerungen könnte die Fahrausbildung in Deutschland einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung und Flexibilisierung machen. Für angehende Fahrschüler bedeuten sie vor allem mehr Freiheiten und eine zeitgemäßere Ausbildung, während Fahrschulen und Fahrlehrer sich auf neue pädagogische Herausforderungen einstellen müssen.

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