08.11.2024 • Der Führerschein ist für viele junge Menschen eine teure Anschaffung. Durchschnittlich liegen die Kosten für die Ausbildung der Klasse B zwischen 3.000 und 4.000 Euro. Angesichts dieser hohen Ausgaben stellt sich die Frage, ob die Fahrschulen oder externe Faktoren für den Preisanstieg verantwortlich sind. Hier ein Erklärungsversuch von Markus Dill vom DVPI Frankfurt.
Auflistung der entstehenden Kosten für Fahrschülerinnen und Fahrschüler
- Grundbetrag und Fahrstunden: Der Grundbetrag umfasst den theoretischen Unterricht und das Lernmaterial und kann stark variieren. Für Fahrstunden wird je nach Region und Fahrschule ein Preis zwischen 55 und 77 Euro pro 45 Minuten erhoben. Dazu kommen die gesetzlich vorgeschriebenen Sonderfahrten, die besondere Verkehrssituationen abdecken und kostenintensiver sind. Die Anzahl der Fahrstunden ist ein wesentlicher Faktor für die Führerscheinkosten und diese lagen im vergangenen Jahr durchschnittlich zwischen 33 und 36 Stunden, so dass allein schon hierdurch Kosten in Höhe von etwa € 2.500 - 3.000 entstehen.
- Vorstellungsentgelte und Prüfungsgebühren: Für die theoretische und praktische Prüfung fallen zusätzliche Kosten an. So erhalten die Fahrschulen und die Prüfungsorganisation jeweils Geld für beide Prüfungen. Während die Prüfgebühren des TÜV oder der Dekra in einer Gebührenordnung festgeschrieben sind, variieren die Vorstellungsentgelte der Fahrschulen teilweise stark. Bei Nichtbestehen einer Prüfung sind diese Kosten erneut zu entrichten.
Der Einfluss der Betriebs-, Personal- und Fahrzeugkosten bei Fahrschulen
- Fahrzeugkosten: Die Fahrschule muss geeignete Fahrzeuge anschaffen, die für Fahrschüler stabil und sicher sind und für die Fahrlehrer einen adäquaten Arbeitsplatz bieten. Diese Fahrzeuge unterliegen hohen Belastungen und werden oft geleast, was die laufenden Kosten weiter steigert. Zusätzlich haben steigende Diesel- und Benzinpreise, sowie die regelmäßige Wartung und Versicherungsprämien die Betriebskosten erhöht.
- Raum- und Energiekosten: Gerade in städtischen Gebieten sind die Mieten für Fahrschulen enorm gestiegen. Auch die Heizung und Stromkosten für Unterrichtsräume und Verwaltungsgebäude belasten die Fahrschulbudgets zunehmend.
- Ausstattungs-, Infrastruktur- und Verwaltungskosten: Auch eine Fahrschule benötigt Computer für die Ausbildung und die Verwaltung sowie Möbel, Büro- und Lehrmaterial.
- Personalkosten für Fahrlehrer und Verwaltungsmitarbeiter: Die Vergütung der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer ist durch den Fahrlehrermangel gestiegen. Dieser Berufsstand erfordert eine spezielle Ausbildung und steht unter einem hohen gesellschaftlichen Druck, Qualität und Sicherheit im Straßenverkehr sicherzustellen.
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Man darf sicher sein, dass Fahrschulen keine „Mondpreise“ verlangen – schließlich besteht der Fahrschulmarkt weiterhin aus vielen eher kleinen Unternehmen und selbst lokal gibt es kaum eine marktbeherrschende Konzentration von Unternehmen. So sorgt allein schon der Wettbewerb dafür, dass die Preise nicht zu üppig kalkuliert werden.
Gesellschaftliche Anforderungen und Erwartungen
Neben den finanziellen Aspekten spielt auch die gestiegene Komplexität der Führerscheinausbildung eine Rolle. Der Straßenverkehr ist dichter und anspruchsvoller geworden, und viele junge Fahrschüler brauchen mehr Fahrstunden, um die für die Prüfung erforderliche Fahrsicherheit zu erreichen. Zudem müssen Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer pädagogische Fähigkeiten mitbringen, da sie die Ausbildung oft individuell auf die Lernfortschritte ihrer Fahrschülerinnen und Fahrschüler abstimmen.
Lösungsansätze und Vorschläge
Die Diskussion um die hohen Kosten des Führerscheins zeigt, dass neue Ansätze erforderlich sind, um die Ausbildung bezahlbarer zu gestalten, ohne an der Qualität zu sparen. Dazu gehören:
- Digitalisierung: Mit Simulatoren und E-Learning-Angeboten könnten gewisse Lerninhalte kostengünstiger und effizienter vermittelt werden.
- Mehrwertsteuerbefreiung: Eine steuerliche Entlastung der Fahrschulen, etwa in Form einer Mehrwertsteuerbefreiung für die Ausbildung der Klasse B, könnte die Kosten senken.
- Verkehrserziehung als Schulfach: Eine frühe Einführung in die Verkehrssicherheit als Schulfach könnte die benötigte Ausbildungszeit und die Anzahl der Fahrstunden reduzieren.
Fazit
Fahrschulen stehen heute vor der Herausforderung, steigende Betriebskosten mit den Anforderungen an eine hochwertige Ausbildung zu vereinen. Der Führerschein bleibt ein wichtiges Gut, das die individuelle Mobilität und Berufsmöglichkeiten sichert. Um die Führerscheinkosten langfristig zu reduzieren, bedarf es jedoch gesamtwirtschaftlicher Anstrengungen und politischer Unterstützung.
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Autor: Markus Dill