Interview mit den Leitern der DVPI

02.05.2023 • Fahrlehrer ist ein schöner Beruf! Die Tätigkeit des Fahrlehrer-Lehrers, also Fahrlehrer auszubilden, ist mindestens ebenso schön. Die Geschäftsführer und verantwortlichen Leiter der Deutschen Verkehrspädagogischen Institute (DVPI) beantworten die wichtigsten Fragen rund um dieses zukunftsträchtige und spannende Berufsfeld.

Warum sind sie Fahrlehrer-Lehrer geworden?
Gerhard Bücher (Geschäftsführer beim VerkehrsKolleg Saarbrücken): Ich bin Fahrlehrer-Lehrer geworden, weil ich schon als Fahrlehrer immer sehr gern mein Wissen, meine Erfahrung und mein Know-how an meine Fahrschülerinnen und Fahrschüler weitergegeben habe. Ich trete nicht gerne auf der Stelle, sondern lote immer neue Möglichkeiten aus, um mich weiterzuentwickeln. Da ist es nur konsequent, dass ich mich vor fünf Jahren dazu entschieden habe, auch Fahrlehrer-Lehrer zu werden. Das ist sozusagen die nächste Instanz. Hier kann ich nun mein Wissen, meine Erfahrung und mein Know-how auf einer anderen Ebene weitergeben. Beide Ebenen bereiten mir sehr viel Freude und der Erfolg gibt mir Recht.

Gerhard Büchner



Welchen Beruf haben Sie ursprünglich mal gelernt? Und in welchen Berufen haben Sie gearbeitet, bevor Sie Fahrlehrer und dann Fahrlehrer-Lehrer wurden?
Wolfgang Fremgen (Leiter der Fahrlehrerausbildungsstätte des DVPI Fahrlehrerbildungszentrum Heilbronn): Ich bin von Hause aus Gymnasiallehrer. Nach dem 2. Staatsexamen ging es mir nicht schnell genug mit einer Festanstellung, sodass ich dann direkt im Anschluss an mein Referendariat eine Umschulung zum Fahrlehrer absolviert habe. Nach meiner Ausbildung zum Fahrlehrer der Klasse BE war ich zwei Jahre lang als angestellter Fahrlehrer und Dozent an einer Fahrlehrerausbildungsstätte tätig. Im Anschluss machte ich mich als Inhaber einer Fahrschule selbstständig. Und ich habe noch keine Sekunde bereut, genau diesen Weg gegangen zu sein.

Wolfgang Fremgen



Wodurch unterscheidet sich eigentlich der Fahrlehrer-Lehrer vom Fahrlehrer?
GB: Ein Fahrlehrer kann einen großen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten und sorgt damit nicht nur dafür, dass die jungen Leute einen sichereren Start in ihr Erwachsenenleben haben, sondern leistet damit auch einen Beitrag für die ganze Gesellschaft. Und dies wird durch den Beruf des Fahrlehrer-Lehrers vervielfältigt, denn er bildet Menschen aus, die später im Einzelnen dies Arbeit des Fahrlehrers machen. Der Beitrag, den ein einzelner Fahrlehrer leistet, ist als Fahrlehrer-Lehrer also exponentiell zu betrachten.

Wenn Sie sich an Ihre Zeit als Fahrlehrerin zurückerinnern – was hat Ihnen die größte Freude bereitet?
Kirsten Saker (Leiterin der Fahrlehrerausbildungsstätte DVPi Gesellschaft für Verkehrspädagogik mbH in Hamburg): Die größte Freude bereiteten mir natürlich jede erfolgreich bestandene Fahrerlaubnisprüfung und die damit verbundenen Emotionen des Bewerbers. Aber auch die kleinen Erfolge eines jeden Fahrschülers im Verlauf seiner Ausbildung, haben meine Tätigkeit als Fahrlehrerin bereichert. Es ist eine spannende und reizvolle Tätigkeit, die mich immer wieder angespornt hat, Neues auszuprobieren. In diesem Job war es mir nie langweilig.

Kirsten Saker



Was sind die wichtigsten Skills, um den Beruf des Fahrlehrers gut ausüben zu können?
Reiner Scherer (Geschäftsführer beim VerkehrsKolleg Saarbrücken): Wie in jedem Beruf ist fachliche Kompetenz die Grundvoraussetzung. Ein Fahrlehrer braucht zudem pädagogisches Geschick und viel psychologisches Einfühlungsvermögen – schließlich hat er es mit unterschiedlichsten Menschen zu tun. Und gerade das macht den Beruf so spannend. Deshalb nenne ich als wichtigsten Punkt die Liebe zum Beruf.

Reiner Scherer



Was sind in der Ausbildung zum Fahrlehrer die größten Herausforderungen?
WF: Die größte Herausforderung in der Ausbildung von Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern war in meiner Ausbildungszeit ein fehlendes Lehrpraktikum nach der Ausbildung. Da wurde man nach den bestandenen Fahrlehrerprüfungen ins kalte Wasser geworfen. Das ist heutzutage durch das Lehrpraktikum viel besser geworden. Als größte Herausforderung in der Fahrlehrerausbildung empfinde ich das starke Leistungsgefälle in der Lehrgangsgruppe. Das macht eine große Binnendifferenzierung und methodische Vielfalt erforderlich. Auch das Aufrechterhalten eines gleichmäßigen Spannungsbogens über die achteinhalbmonatige Ausbildung erfordert pädagogisches Fingerspitzengefühl.

Wie hoch ist die Durchfallquote bei der Prüfung zum Fahrlehrer?
Jürgen Schielein (Geschäftsführer Verkehrsinstitut Schielein in Nürnberg): Bundesweit geht man von Durchfallquoten von mindestens ca. 40 Prozent aus. In unseren Instituten konnten wir in den letzten Jahren jedoch regelmäßig 80 bis 90 % unserer Kunden erfolgreich zu Fahrlehrern ausbilden. Diese überdurchschnittlich hohe Quote in Zukunft zu erhalten, ist unser vornehmliches Ziel.

Jürgen Schielein



Wie oft kann ich die Fahrlehrer-Prüfung wiederholen?
KS: Die Fahrlehrerprüfung besteht aus mehreren Prüfungsteilen. Eine fahrpraktische Prüfung, eine Fachkundeprüfung (mit einem schriftlichen und mündlichen Teil), sowie zwei Lehrproben. Jeder Prüfungsteil kann zweimal wiederholt werden.

Sie bieten besondere Unterstützung durch Online-Stunden am Wochenende an – was hat Sie dazu motiviert und wer nimmt das besonders gern an?
JS: Vornehmlich geht es darum, angehende Fahrlehrer noch stärker bei ihren Vorbereitungen auf die Prüfungen unterstützen zu können. Zeitgleich wollen wir uns als Fahrlehrerausbildungsstätte besser am Markt aufstellen – und damit auch gleichzeitig vom Wettbewerb abheben. Dieses Angebot wird durch alle Grundlehrgänge (Fahrlehrer der Klasse B/BE) sehr gut angenommen. Einen großen Vorteil bietet die Online-Prüfungsvorbereitung allen Fahrlehreranwärterinnen und -anwärtern insbesondere während der sechs unterrichtsfreien Monate (zwischen schriftlicher und mündlicher Fachkundeprüfung), um in dieser Zeit weiterhin fachlich „am Ball“ zu bleiben.

Welche Fachspezialisten sind an der Ausbildung von Fahrlehrern beteiligt?
KS: Das erforderliche fachliche und das pädagogisch-psychologische Professionswissen wird durch Juristen, Bildungswissenschaftler, Fahrlehrer sowie Lehrkräfte mit abgeschlossenem Maschinenbau-Studium vermittelt.

Wie ist das Durchschnittsalter angehender Fahrlehrer und wie alt war Ihr ältester Kursteilnehmer?
Martin Hunger (Geschäftsführer VM Verkehrsinstitut München): Die jüngsten Teilnehmerinnen sind knapp 20 Jahre alt. Der älteste Teilnehmer jemals war ein Herr aus Oberbayern, der tatsächlich noch mit 67 Jahren die Ausbildung zum Fahrlehrer absolviert hat. Er hat alle Prüfungen beim ersten Mal bestanden! Ein klassisches Alter gibt es also in meinen Augen nicht, das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen liegt aktuell bei ca. 35 Jahren.

Martin Hunger



Kann ich zu jedem Zeitpunkt in die Ausbildung einsteigen oder gibt es – wie etwa beim Studium – bestimmte Start-Termine?
Sascha Fiek (Geschäftsführer VPZ – Verkehrspädagogisches Zentrum Freiburg): Die Ausbildung zum Fahrlehrer der Klasse BE (Pkw) findet ganztägig in geschlossenen Kursen mit definiertem Anfang und Ende statt. Die Erweiterungsklassen Lkw und Bus lassen sich später – je nach Angebot der einzelnen Fahrlehrerausbildungsstätte – auch berufsbegleitend absolvieren. Üblich sind hier kompakte, geschlossene Kurse.

Sascha Fiek



Es gibt einige Berufe rund ums Autofahren – wieso ist es schöner, Fahrlehrer zu sein als etwa Paket-Zusteller, Bus-, Fern- oder Taxifahrer?
SF: Als Fahrlehrer ist man unmittelbar und direkt am Menschen dran. Fahrlehrer begleiten ihre Schüler intensiv und persönlich, sie erleben ihre Stärken und Schwächen. Fahrlehrer unterstützen ihre Schüler auf einem wichtigen Lebensabschnitt, wenn es um individuelle Mobilität und persönliche Freiheit geht. Sie sind nicht einfach nur Ausbilder in einem großen Lehrsaal. Durch die individuelle Arbeit auf kleinem Raum über mehrere Monate hinweg braucht es viel gegenseitiges Vertrauen. Als Fahrlehrer ist man Lehrer, Bruder, Kummerkasten, Helfer und vieles mehr in einer Person. Daher ist der Beruf des Fahrlehrers unglaublich vielseitig. Als Fahrlehrer erlebt man die ganze Spannbreite der Gesellschaft und übernimmt viel Verantwortung. Man unterrichtet individuell und muss sich auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers einstellen – das ist gleichermaßen spannend, wie herausfordernd. Es ist ein großartiges Glücksgefühl, wenn man dann am Schluss den Prüfungserfolg gemeinsam erlebt.

Was sind die wertvollsten Tugenden eines Fahrlehrers?
WF: Die wichtigste „Tugend“ von Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern sollte in meinen Augen das Bestreben sein, die Fahrschulausbildung permanent verbessern zu wollen, die Verkehrssicherheit dadurch zu erhöhen und damit auch das Ansehen des eigenen Berufsstands zu vergrößern.

Welche Fördermöglichkeiten für die Ausbildung zum Fahrlehrer gibt es?
SF: Die Ausbildung zum Fahrlehrer ist natürlich mit Kosten verbunden. Glücklicherweise gibt es eine ganze Reihe an Fördermöglichkeiten und Förderinstitutionen, die angehende Fahrlehrer finanziell unterstützen. Dazu gehören die Förderung per Bildungsgutschein durch Arbeitsagenturen und Jobcenter, die Übernahme der Kosten durch die Rentenversicherung im Rahmen von Umschulungsmaßnahmen oder das Aufstiegs-BAföG, was viele noch unter dem alten Namen Meister-BAföG kennen. Daneben gibt es auch noch Spezialfälle wie den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr, die den Einstieg in die „Fahrlehrerei“ ermöglichen. Die Fahrlehrerausbildungsstätten der DVPI geben gerne Hilfestellung und beraten zu den individuellen Voraussetzungen einer Förderung.

Was kann ich als Fahrlehrer verdienen?
MH: Das ist regional sehr unterschiedlich. In München liegt der durchschnittliche Verdienst für eine Fahrstunde à 45 Minuten derzeit bei ca. 25 Euro – Tendenz steigend. Man kommt somit bei einer klassischen Fünftage-Woche in Vollzeit (35 - 40 Stunden) auf ein Bruttogehalt von ca. 5.500 Euro. Nicht zu vergessen: Zuwendungen, wie die Nutzung des Firmenwagens oder Prüfungsprämien, sind hierbei noch nicht berücksichtigt. Bei Vollauslastung (was das Fahrlehrer- und Arbeitszeitschutzgesetz zulässt) sind auch Gehälter jenseits von 7.000 Euro möglich.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, eine eigene Fahrschule zu gründen?
WF: Mein Hauptmotiv für die Selbständigkeit war die Idee, eine Fahrschule in eigener Regie so zu führen, dass ich mich hier auch selbst verwirklichen konnte. Was mir in dem Kontext sehr am Herzen liegt, ist das Schulen einer umweltschonenden Fahrweise.

Sie sind Teil eines Marketingverbundes – was hat sie dazu bewogen, sich den DVPI anzuschließen?
MH: Wir sind schon lange im engen und kollegialen Austausch mit den dem Verbund angeschlossenen Ausbildungsstätten. Es besteht kein Konkurrenzdenken und die geballte Expertise aus allen Instituten ist und war schon seit jeher etwas, was uns immer wieder inspiriert und angespornt hat, innovativ und kundenorientiert im Markt aufzutreten. Als die Idee zu einem Verbund geboren wurde, war ich sofort überzeugt von dem gemeinsamen Auftritt. Die Manpower und die Professionalität aller Beteiligten wird uns helfen, gemeinsam den Fahrlehrerberuf in den Fokus zu rücken und weiterhin Nachwuchs für einen der schönsten Berufe der Welt zu generieren und zu begeistern.

Was ist das Ziel der DVPI? Wie sieht die Zukunft der Fahrlehrerausbildung aus?
Bernd Brenner (Geschäftsführer DVPi Fahrlehrer Fachschule Frankfurt am Main): Unser Ziel ist es, möglichst viele Menschen zu erreichen und darüber zu informieren, dass der Fahrlehrerberuf hervorragende Perspektiven bietet und möglicherweise eine Alternative zu ihrer jetzigen Tätigkeit sein könnte. Durch gezielte gemeinsame Werbeaktionen können wir viel mehr Menschen erreichen. Darüber hinaus wollen wir zukünftig Fahrschulen beim Recruiting professionell unterstützen. Natürlich verbessern wir durch die Zusammenarbeit auch die Qualität unserer Ausbildung. So bieten wir z.B. jeden Samstag für die Fahrlehreranwärter eine Online-Prüfungsvorbereitung an – ohne zusätzliche Kosten. Dies ist nur möglich, weil wir gemeinsam einen entsprechenden Dozentenpool haben. Die Zukunft der Fahrlehrerausbildung wird sicherlich immer digitaler. Blended Learning-Konzepte, welche den Präsenzunterricht sinnvoll unterstützen, werden immer mehr an Bedeutung gewinnen. Hier sind und möchten die DVPI auf jeden Fall weiterhin Vorreiter sein.

Bernd Brenner



Was macht der DVPI-Verbund, um dem herrschenden Fahrlehrermangel entgegenzuwirken?
BB: Wir machen gemeinsam die Attraktivität des Fahrlehrerberufs publik. Wir zeigen auf, dass es ein verantwortungsvoller und anspruchsvoller Beruf mit sehr guten Karrieremöglichkeiten ist, der abwechslungsreich ist, Spaß macht und daneben auch noch gute Verdienstmöglichkeiten bietet. Wir unterstützen die Interessenten durch eine professionelle Beratung bei der Finanzierung der Ausbildung und sorgen durch unsere qualitativ hochwertige Ausbildung dafür, dass sie die Prüfungen bestehen.

Das Auto ist heutzutage längst nicht mehr unumstritten – wieso empfehlen Sie, dennoch Fahrlehrer zu werden?
RS: Unser Mobilitätsverhalten ändert sich. Der Wunsch nach mehr Mobilität ist aber auf dem Vormarsch. Alternative Antriebe werden mit Hochdruck entwickelt, damit diesem Wunsch Sorge getragen wird. Der Straßenverkehr und die Fahrzeuge wandeln sich. Genau wie unser Beruf sich ständig gewandelt hat und stets wandelt. Fachkompetente Trainer werden immer benötigt werden, um Menschen das System Straßenverkehr nahezubringen.

Sie helfen Ihren Absolventen bei der Jobsuche. Wie sieht das konkret aus?
JS: Bei der Suche nach freien Stellen nutzen wir unser weit verbreitetes Netzwerk. Wir hier in Bayern haben beispielsweise Kontakt zu über 600 Fahrschulen. Da viele von diesen Fahrschulinhabern bzw. verantwortlichen Leitern langjährige Kunden unserer Fort- und Weiterbildungsseminare sind, bestehen sehr gute persönliche Kontakte. Zusätzlich bieten wir suchenden Fahrschulen die Möglichkeit, an unserem schwarzen Brett Aushänge mit freien Stellen zu veröffentlichen.

Fahrschulen gibt es in ganz Deutschland – gibt es dennoch Gebiete, in denen sich der Fahrlehrermangel ganz besonders bemerkbar macht?
BB: Der Fahrlehrermangel ist grundsätzlich eher flächendeckend vorhanden. Einzelne Regionen mögen etwas weniger, andere etwas stärker betroffen sein. Insbesondere in Ballungsräumen haben sich immer mehr große Fahrschuleinheiten gebildet, welche attraktive Stellenangebote bieten. Manche dieser Fahrschulinhaber rufen uns zu, dass sie jederzeit zehn oder mehr Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer einstellen würden. Vor allem werden immer mehr Lkw- und Busfahrlehrer gesucht.

Vorheriger Artikel

Der Weg in die Selbstständigkeit: Voraussetzungen zum Gründen einer Fahrschule

Nächster Artikel

Fahrschul-ABC: Diese Grundausstattung benötigt Ihr zum Gründen einer Fahrschule