Wie der DVPI-Report „Führerscheinkosten: Ist der Führerschein wirklich zu teuer?“ zeigt, liegt die Ursache für den Preisanstieg nicht allein bei den Fahrschulen, sondern vor allem an den Rahmenbedingungen, unter denen die Fahrschulen agieren.
Daher sind die unterschiedlichen Ansätze der politischen Parteien, der Verbände und des Verkehrsministeriums zur Senkung der Führerscheinkosten aktuell von besonderem öffentlichem Interesse.
Die SPD will laut Wahlprogramm (S. 36) jungen Menschen gezielt unter die Arme greifen. Ihr Maßnahmenpaket zielt nicht nur auf eine günstigere Ausbildung, sondern auch auf mehr Flexibilität:
Die Union teilt laut Wahlprogramm (S. 72) das Ziel, die Ausbildungskosten zu senken, setzt aber auf strukturelle Veränderungen statt direkter Zuschüsse:
Direkte finanzielle Förderungen lehnt die Union bislang ab.
Man darf also gespannt sein, wie sich die beiden Parteien bei ihren Koalitionsverhandlungen in den nächsten Wochen auch zum Thema Führerschein positionieren werden.
In Mecklenburg-Vorpommern wurde Anfang 2025 ein Antrag der CDU im Landtag abgelehnt, Azubis die Wahl zu lassen, ob sie Landeszuschüsse für das Azubi-Ticket oder lieber für den Führerschein verwenden wollen. Vorgesehen war ein Zuschuss von bis zu 720 Euro, gekoppelt an den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung. Die SPD-geführte Regierung lehnte ab – mit dem Verweis auf den bereits bestehenden ÖPNV-Zuschuss von 240 Euro jährlich.
Doch die Realität auf dem Land bleibt: Für viele junge Menschen ist der ÖPNV dort keine praktikable Lösung – der Führerschein dagegen oft die einzige.
Die Branchenorganisation MOVING International Road Safety Association e.V. schlägt einen pragmatischen Weg vor: Die Führerscheinausbildung soll als haushaltsnahe Dienstleistung steuerlich absetzbar sein – ganz ohne neues Förderbüro oder komplizierte Anträge.
Besonders attraktiv ist dieses Modell durch seine einfache Umsetzung über die normale Steuererklärung. Auch Zahlungen durch Familienmitglieder könnten absetzbar sein – ideal für Eltern, die den Führerschein ihrer Kinder finanzieren.
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr arbeitet seit Jahren unter wissenschaftlicher Begleitung (OFSA - Projekt) an einer Reform der Fahrschüler-Ausbildungsordnung. Dabei geht es nicht nur um eine Modernisierung der Ausbildung hin zu einem neuen kompetenzorientierten Ausbildungskonzept, sondern auch um den Einsatz neuer Technologien. Die Reform sieht unter anderem vor, dass künftig auch Fahrsimulatoren in der praktischen Ausbildung eingesetzt werden dürfen. Davon erhofft man sich in Zukunft weniger Fahrstunden im realen Verkehr und damit eine effizientere und kostengünstigere Ausbildung. Darüber hinaus soll der Simulator dem zunehmenden Fachkräftemangel bei den Fahrlehrern entgegenwirken. Dieser „Fahrlehrermangel“, der sich aufgrund der Altersstruktur (Durchschnittsalter der Fahrlehrer liegt bei knapp 55 Jahren) in den nächsten Jahren noch verschärfen dürfte, ist eng mit den steigenden Kosten für den Führerschein verknüpft.
Ob auf dem Land oder in der Stadt – laut einer Allensbach-Studie von 2023 halten 74 % der Deutschen das Auto für unverzichtbar. In ländlichen Regionen sind es sogar 84 %. Hinzu kommt: In vielen Branchen ist der Führerschein berufliche Grundvoraussetzung, sei es im Handwerk, in der Pflege oder für angehende Berufskraftfahrer.
Doch mit steigenden Anforderungen und moderner Technik (z. B. E-Fahrzeuge, Fahrsimulatoren) steigen auch die Ausbildungskosten weiter. Der anhaltende Fahrlehrermangel treibt die Preise zusätzlich in die Höhe.
Ob steuerliche Entlastung, Mobilitätsguthaben, weniger Bürokratie oder Zuschüsse – die Vorschläge zeigen: Der Wunsch, jungen Menschen den Weg zur Mobilität zu erleichtern, ist da. Jetzt braucht es politischen Willen und pragmatische Lösungen, um den Führerschein in Deutschland wieder bezahlbar zu machen – für alle.
Habt Ihr Lust, Fahrlehrerin oder Fahrlehrer zu werden? Dann meldet Euch bei dem DVPI Institut in Eurer Nähe. Wir beraten Euch gern!