25 Jahre hat Ford seinen Gelände-Klassiker Bronco im Stall gelassen. Dann ließen sie den ungezähmten Offroader wieder von der Leine und merkten: Ups, den wollen ja alle haben. Zumindest in den USA. Bei uns tut sich der Kult-Wühler in rauer Retro-Schale noch schwer. Er passt so gar nicht ins politisch korrekte Muster unserer Tage. Und eigentlich erst recht nicht in den Fuhrpark einer Fahrschule. Und gerade das macht den Bronco vielleicht besonders reizvoll. Eckige Karosserie, runde LED-Kulleraugen und dazu eine US-Mentalität, an der aber auch wirklich alles abperlt. Nach Playmobil-Vorbild lassen sich viele Teile mit wenigen Handgriffen abbauen. Zum Beispiel das vierteilige Hardtop oder die rahmenlosen Türen, die nach ein paar Minuten Arbeit komplett in Taschen verschwinden. Ein Auto wie aus dem Felsblock geschnitzt, mit dem man ans Ende der Welt fahren kann – und dann noch ein Stückchen weiter.
Harte Burschen wie den Bronco packt man nicht bei der Vernunft, sondern bei der Faszination. Sein 2,7 Liter-Sechszylinder mit 335 PS und einem Drehmoment wie ein Pferdekuss, ist ein dumpf grollender Vertreter der alten Verbrenner-Schule, der mit einer kultivierten Zehngang-Automatik verheiratet ist. Ein Vorbild an Nachhaltigkeit kann so eine Kombination aus Schwermetall, groben Stollen, bulliger Kraft und der Aerodynamik einer Schrankwand natürlich nicht sein. Das Ensemble aus altem Schrot und Korn ist etwas für Extremisten. Dafür aber erstaunlich komfortabel. Was auch lange Überlandfahrten im Rahmen des Führerscheinerwerbs erträglich macht.
Mit Leiterrahmen und hinterer Starrachse trabt der Bronco überraschend kultiviert und mit bemerkenswertem Willen zum Geradeauslauf über befestigte Straßen. Die groben Stollen der All-Terrain Geländereifen pfeifen natürlich auf so etwas wie ausgefeilten Abrollkomfort, aber sie sagen uns auch: Hey, ich bin immer noch ein Typ fürs Grobe. Und dort im Off kann der Bronco seine Achsen verschränken wie ein Akrobat seine Beine, seinen Querstabilisator ausklinken und dank einer Vielzahl an elektronischer Sperren Hänge erklimmen, die wir nicht mal zu Fuß hochkommen. Basis fürs Allradtalent ist das Terrain-Management-System mit sieben Fahrmodi, das für jedes Gelände – und jede Fahrschülerin sowie jeden Fahrschüler – die richtige Antwort serviert.
Man sitzt hoch und erhaben und hat die Weite der Prärie unter sich. Fahrschüler werden das Gefühl lieben. Auch innen ist der Bronco ein Kumpel zum Pferdestehlen. Von diversen Haltegriffen über das klopffeste Plastik bis zu den zahlreichen Schaltern – alles erfüllt hier seinen Zweck und lässt sich zur Not mit dem Wasserschlauch abspritzen. Uneitel und pragmatisch ist dieser Wühler aus der neuen Welt. Aber nicht von gestern.
Der moderne 12 Zoll-Touchscreen wirkt da fast schon wie ein Fremdkörper in dem steil aufragenden Cockpit, zahlreiche aktuelle Fahr-Assistenten packen mit an. Genial ist zum Beispiel der „Trail Turn Assist“, der das Rangieren auf engsten Raum ermöglich und über gezielten Bremseingriff den Wendekreis um bis zu 40 Prozent verkleinert. Das macht die Einpark-Manöver für die Fahrschul-Eleven trotz des großen Boliden zum Kinderspiel. Fazit: Der Bronco mag aus der Zeit gefallen sein, besetzt aber im heute und jetzt eine Bühne, die andere längst verlassen haben. Gut, dass es solche Charaktertypen noch gibt.
Ford Bronco Outer Banks (246 kW/335 PS) ab 67.950 Euro
Ford Bronco Badlands (246 kW/335 PS) ab 69.950 Euro
Antrieb: Sechszylinder-Benziner, Allrad
Getriebe: 10-Gang-Automatik
Verbrauch: 11,3 l/100 km (WLTP)
CO2-Emissionen: 257 g/km (WLTP)
Leistung: 246 kW (335 PS)
Maximales Drehmoment: 563 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 161 km/h
Beschleunigung: 0-100 km/h: 6,7 Sekunden
Anhängelast: 1250 kg (gebremst)