Viele Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer haben bereits erste Erfahrungen mit bekannten KI-Modellen wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity gesammelt. In den meisten Fällen beschränkt sich der Einsatz bislang jedoch auf die Nutzung als erweiterte Suchmaschine – quasi als intelligenteres Google. Dabei bietet KI ein viel größeres Potenzial, insbesondere im Bereich der Fahrschülerausbildung.
Schon heute gibt es KI-gestützte Lösungen zur Vorbereitung auf die Theorieprüfung. Diese helfen Fahrschülerinnen und Fahrschülern, individuelle Lernfortschritte zu verfolgen, typische Fehlerquellen zu erkennen und passende Übungsaufgaben vorzuschlagen. KI sorgt also dafür, dass sich die Schüler nicht im Fragenkatalog verlieren, sondern gezielt dort lernen, wo ihre Schwächen liegen. Das steigert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Motivation. Hier steht zu erwarten, dass die Lehrmittelverlage noch deutlich bessere Werkzeuge schaffen, um so auch die viel diskutierten Bestehensquoten wieder zu verbessern.
Doch neben den reinen Lehrmitteln bietet KI auch neue Möglichkeiten für einen vielseitigen Unterricht. Früher war es für viele Fahrlehrer mühsam, eigene Medien für den Unterricht zu erstellen. Da fiel und fällt es oft leichter, auf die vorgegebenen Medien und Konzepte zurückzugreifen. Doch mittels KI kann nun jeder Fahrlehrer schnell und unkompliziert seinen Unterricht neugestalten. Da sind zum einen die vielen Bildgeneratoren wie beispielsweise Dall-E, Midjourney oder nano banana, mit denen sich leicht unterrichtstaugliche Bilder erstellen lassen, um ein wenig Abwechslung in den eigenen Unterricht zu bringen. Auch ganze Verlaufspläne und Unterrichtskonzepte lassen sich in wenigen Augenblicken erstellen. Für die Lernzielkontrollen gibt es Tools, mit denen sich ebenfalls in kürzester Zeit Quizfragen und Quizspiele zu einzelnen Themenbereichen und Lektionen produzieren lassen, die über das Standardrepertoire der Verlage hinausgehen. Der gesamte Theorieunterricht in all seinen Facetten kann somit ohne großen Aufwand optimiert werden.
Noch spannender wird der Blick auf die Praxis. Hier gibt es aktuell ein noch weitgehend ungenutztes Potenzial. Denkbar ist beispielsweise, dass eine KI die Ausbildungsdiagrammkarte automatisch führt, ausfüllt und analysiert. Dabei kann sie Defizite in der Fahrpraxis aufzeigen und dem Fahrlehrer konkrete Handlungsempfehlungen geben.
Mit einem einfachen GPS-Tracking lassen sich die Frequenz sowie Fahr- und Grundfahraufgaben nachvollziehen. Werden zusätzlich Videodaten und Fahrzeugparameter wie Bremsdruck oder Lenkwinkel einbezogen, können qualitative Aussagen zur Ausführung der Aufgaben getroffen werden. Die KI kann somit den Fahrlehrer gezielt darauf hinweisen, welche Schüler bei bestimmten Aufgaben noch Unterstützung benötigen oder in welchen Bereichen des Prüfgebiets er noch fahren sollte, um eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Praxisprüfung zu erreichen.
Gerade bei einer hohen Anzahl von Fahrschülern liegt hierin eine enorme Entlastung: Während der Fahrlehrer unmöglich jederzeit alle Details jedes einzelnen Schülers im Kopf haben kann, ist das für eine KI kein Problem. Sie speichert, analysiert und stellt die relevanten Informationen in Sekunden bereit.
Die Chancen liegen klar auf der Hand: mehr Transparenz, gezieltere Ausbildung, individuelle Förderung und eine insgesamt höhere Erfolgsquote bei Prüfungen. Gleichzeitig dürfen die Risiken nicht unterschätzt werden. Datenschutz, die Qualität der Datenauswertung und die Gefahr, den persönlichen Aspekt der Fahrausbildung aus den Augen zu verlieren, sind zentrale Themen. KI sollte immer als Unterstützung verstanden werden, nicht als Ersatz für den Fahrlehrer. Denn am Ende bleibt die Beziehung zwischen Fahrlehrer und Fahrschüler ein entscheidender Faktor für den Ausbildungserfolg. Wer als Fahrlehrer frühzeitig beginnt, sich mit den neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen, kann langfristig profitieren – sowohl durch effizientere Abläufe als auch durch bessere Lernerfolge seiner Schüler. Entscheidend wird sein, Chancen und Risiken gleichermaßen im Blick zu behalten und KI bewusst, verantwortungsvoll und gewinnbringend einzusetzen. Gewaltige Potenziale liegen auch im Einsatz von sogenannten „KI-Agenten“ für die Fahrschulverwaltung. Wie sich mit ihnen Arbeitsabläufe automatisieren lassen, lest Ihr hier demnächst in einem weiteren Artikel.
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Autor: Sascha Fiek (VPZ Freiburg)